proKlima erweitert Förderangebot für Bauherren und Sanierer

Seit über 20 Jahren fördert der ­Enercity-Fonds proKlima Bauprojekte mit dem Fokus auf Energieeffizienz und Erneuerbare ­Energien. Dass diese Themen heute so aktuell sind wie nie zuvor, zeigen die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahres: Klimapaket, Klimaschutzgesetz, europaweiter „Klimanotstand“ sind in aller Munde. Die laufenden Proteste der FridaysForFuture-Bewegung ziehen längst nicht mehr nur Schüler auf die Straße – hinter der Bewegung steht mittlerweile ein großer gesellschaftlicher Rückhalt für den Klimaschutz.
proKlima setzt für 2020 neue Impulse für den klimaneutralen Gebäudebestand. Bei der Sanierung mit nachwachsenden Dämmstoffen ergänzt der Enercity-Fonds die Zuschüsse der KfW-Bank mit attraktiven Fördersätzen. „Ab 2020 werden auch Passivhausfenster in Holzbauweise mit höheren Fördersätzen belohnt“, erklärt ­Verena Michalek, Programmleiterin Modernisierung und Neubau bei proKlima. „Wer sein Gebäude dämmt, den alten fossilen Wärmeerzeuger erneuert oder auf eine Wärmepumpe setzt, erhält attraktive Fördersätze.“

Den gesamten Lebenszyklus betrachten

Aber wie wird ein Gebäude klimaneu­tral? Erster Schritt: Die Energieeffizienz der Gebäudehülle optimieren und für eine komfortable Lüftung sorgen. Im zweiten Step folgt ein Wärmeerzeuger, der eine erneuerbare Energiequelle – etwa Sonne oder Erdwärme – nutzt. Der Strom einer Photovoltaik-Anlage vom eigenen Dach liefert dann anteilig den Haushaltstrom und lädt das Elektroauto. „Klimaneutral und nachhaltig ist ein Gebäude aber erst, wenn der gesamte Lebenszyklus betrachtet wird“, betont Michalek. „Gebäude benötigen auch für die Herstellung, den Abriss und die Entsorgung Energie. Es gibt naturnahe Dämmstoffe und Baumaterialien, die nahezu neutral zu entsorgen sind und eine sehr gute Umweltverträglichkeit aufweisen. Zum Beispiel bindet eine tragende Konstruktion aus Holz CO2, wohingegen bei Beton- oder anderen massiven Baukonstruktionen in der Herstellung sehr viel CO2 freigesetzt wird.“

Immer größere Wohnflächen schmälern Effizienzeffekte

Auch die Wohnfläche hat einen großen Einfluss auf tatsächliche Energieverbräuche. 1970 lag die durchschnittliche Wohnfläche pro Person noch unter 30 Quadratmeter, heute bei mehr als 46 Quadratmetern. Ein Vier-Personen-Haushalt in einem Passivhaus mit einen Heizwärmebedarf von weniger als 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr hätte somit 1970 einen Bedarf von 1.800 Kilowattstunden gehabt. 20 Jahre später, bei gleicher Bauweise, aber größerer Wohnfläche, wären es 2.760 Kilowattstunden. „Das bedeutet, dass selbst bei hoher Gebäudeeffizienz wie dem Passivhaus unsere tatsächlichen Verbräuche immer weiter steigen. Zudem nimmt durch Neubauten der Grundflächenverbrauch und die Versiegelung unserer Umwelt zu. Trotz demografischer Veränderung wird die Nachfrage nach Wohnraum nicht weniger“, erklärt die proKlima-Expertin. Der Förderfonds führt daher in diesem Jahr für alle Passivhaus-Neubauten einen Bonus ein: Wer nachhaltig im gesamten Lebenszyklus baut oder seine geplante Wohnfläche kritisch hinterfragt, erhält zusätzliche Fördermittel.
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sind neue Wege nötig, ist man sich bei proKlima sicher. Die Technologien dazu sind in großen Teilen vorhanden, erprobt und wirtschaftlich wie ökologisch sinnvoll. So ist beispielsweise im Neubau eine Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien problemlos möglich. Für ältere Gebäude ist die Umstellung jedoch häufig mit größeren Herausforderungen verbunden. Zum Beispiel benötigt ein Gebäude, das mit einer Wärmepumpe beheizt werden soll, möglichst geringe Temperaturen für das Heizsystem. Um diese zu erreichen, sind neben der Dämmung der Gebäudehülle größere Heizflächen nötig. Häufig müssen dazu mehrere Heizkörper getauscht werden. Hier unterstützt proKlima ebenfalls mit erhöhten Fördermitteln: Seit Januar wird der Austausch von bis zu drei Heizkörpern bezuschusst, um niedrige Systemtemperaturen zu erreichen.
Wer sich noch nicht sicher ist, wie er sein Gebäude optimieren möchte, oder wenn komplexere Fragen zur
Bauumsetzung anstehen, klärt das am besten mit einem Energie- oder HeizungsLotsen, der ebenfalls von
proKlima unterstützt wird. „Denn es ist wichtig, vor einer Maßnahme die Anforderungen und Randbedingungen klar zu formulieren und daraus eine langfristig sinnvolle Lösung zu entwickeln. Auch wenn es nur schrittweise vorangeht, sollte das Ziel klar sein“, sagt Michalek.

Kontakt

proKlima – Der enercity-Fonds
Ihmeplatz 2, 30449 Hannover
Tel. 0511 / 430 1970
proklima@enercity.de
www.proklima-hannover.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_zigzag][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Interview
5 Fragen an …

… Verena Michalek,
Programmleiterin Modernisieren und Neubau bei proKlima

1. Sie starten 2020 mit neuen Fördersätzen. Für welche Maßnahmen bekommt man diese, wie hoch sind sie?

Wir haben verschiedene Fördersätze angehoben, etwa für Holz-Fenster: Für das Standard Passivhaus-Fenster bleibt es bei 20 Euro pro Quadratmeter Fensterfläche. Nachhaltige Holz- bzw. Holz-Alu-Fenster bekommen nun 30 Euro. Auch die Förderungen für Wärmepumpen sowie für die Heizungsoptimierung wurden erhöht. Und wir fördern nachhaltige Passivhaus-Neubauten zusätzlich ab 1000 Euro.

2. Wie hat sich der Heizwärmebedarf in den letzten 50 Jahren entwickelt und wo geht es hin?

Früher waren die Wohnflächen deutlich kleiner, der Heizenergieverbrauch aufgrund der schlechten Energieeffizienz aber recht hoch. Der technologische Fortschritt hat dafür gesorgt, dass die Gebäude immer effizienter wurden – doch leider steigt die Pro-Kopf-Wohnfläche durch immer mehr Singlehaushalte und immer weniger Großfamilien weiter an. Hier spricht man vom Rebound-Effekt: Trotz hoher Gebäudeeffizienz ist der totale Einspareffekt gering.

3. Warum vergibt proKlima einen Förder-Bonus für Passivhäuser, aber nicht für KfW-Effizienzhäuser?

Jeder Neubau ist immer ein Plus in Sachen Energieverbrauch, den es zuvor nicht gab. Deswegen fördern wir das bestmögliche Modell, und das ist derzeit das Passivhaus mit erneuerbarer Energieversorgung. Für das Effizienzhaus der kfw gibt es ja die sehr gute Förderung vom Bund – unsere Förderung kommt dann noch oben drauf.

4. Welche Kriterien müssen Bauherren erfüllen, um die neue Lebenszyklus-Förderung zu erhalten?

Wir bewerten Einzelmaßnahmen nach einem Punktesystem – etwa die Nutzung ökologischer Baustoffe, Gründächer oder die Regenwassernutzung. Wer eine Mindestpunktzahl von 100 zusammenbekommt, erhält 1000 Euro Bonus. Das Maximum liegt bei 20.000 Euro pro Mehrfamilienhaus. Ebenfalls neu: Wer ein langfristiges Nutzungskonzept vorweisen kann, etwa die Umwandlung der Kinderzimmer zu Einliegerwohnungen, erhält ebenfalls Nachhaltigkeitspunkte.

5. Welche Nachweise sind in Sachen „kleiner Wohnflächen“ erforderlich? Und mit welcher Resonanz seitens der Bauherren rechnen Sie bei dieser recht ungewöhnlichen Anforderung?

Für den Erstbezug reicht uns zunächst eine anonymisierte Meldebescheinigung oder ein Grundriss des Gebäudes, aus dem klar eine Quadratmeterzahl von weniger als 30 Quadratmetern pro Wohneinheit hervorgeht. Was die Resonanz betrifft, sind wir sehr gespannt. Wir finden es wichtig, mit einem solchen Angebot aufzurütteln und die Leute zum Nachdenken zu bringen.

(RK)[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]