Die große BWI-Verbraucher-Umfrage

Und wann steigen Sie auf E-Mobilität um?

 

Eigentlich sollten in diesem Jahr bereits eine Million „Stromer“, also elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs sein. Dieses Ziel wurde klar verfehlt: Die Anzahl der zugelassenen E-Autos lag am 1. Januar 2020 bei 136.600 Fahrzeugen, meldete das Portal Statista. Doch allein im Vergleich zum Vorjahr stieg der Bestand um mehr als 53.000 Einheiten – der Trend ist nicht mehr aufzuhalten. BWI hat nachgehakt und Verbraucher gefragt, wie sie zum Thema Elektromobilität stehen, welche Schwierigkeiten sie sehen und wie sie in Zukunft mobil sein wollen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir künftig nur noch elektrisch fahren werden, zumal längere Strecken immer noch schwer mit einem Elektroauto zu bewältigen sind. Die Reichweite stimmt einfach nicht, die Batterietechnik ist nicht ausgereift, und das Laden nimmt viel zu viel Zeit in Anspruch. Und die Entsorgung der Batterien ist mit einem hohen CO2-Dings verbunden.
Deshalb denke ich, dass die Elektromobilität künftig nicht die klassischen Verbrennungsmotoren ersetzen wird, sondern das bisherige Angebot erweitert. Wir sollten uns so breit wie möglich aufstellen und alle tragfähigen Alternativen prüfen. Dazu gehört beispielsweise auch der aus Abfall hergestellte Biodiesel, der die CO2-Bilanz eines Dieselmotors deutlich verbessern könnte und bei Bosch schon in der Praxis getestet wurde. Das klang vielversprechend, wird aber offenbar von der Politik nicht gewünscht.

Nadine Bardosch

Wir haben schon öfter überlegt, ob wir für kleine Strecken auf ein elektrisches Auto umsteigen wollen, denn für große Touren sind sie einfach noch nicht ausgelegt. Aber bislang sind die Autos einfach zu teuer, und die Batterien haben eine ungewisse Haltbarkeit. Und reicht beispielsweise im Winter der Strom, um das Auto zu heizen oder bleibe ich dann liegen?
Zudem stammen die Materialien für die Batterien nicht aus Deutschland, sondern aus unsicheren Staaten; die Herstellung verläuft auch wenig nachhaltig, was man so hört. Und dann stellt sich auch die Frage nach der Entsorgung: Was passiert mit den alten Batterien? Elektromobilität ist politisch gewollt, nicht aber eine wirtschaftliche Entscheidung – deshalb bleiben wir skeptisch.

Rainer Kutschke

Ich habe mir gerade einen neuen Benziner bestellt, denn mein altes Auto ist jetzt 21 Jahre alt und der TÜV gerade wieder abgelaufen. Ein Elektrischer macht für mich nur Sinn, wenn man ein Eigenheim und Photovoltaik auf dem Dach hat und nicht mit „normalem“ Strom fährt. Da ich in der Stadt wohne und keine Möglichkeit habe, mir eine Wallbox zu installieren, kommt das also nicht in Frage. Hinzu kommt, dass die Anzahl der öffentlichen Ladesäulen mickrig ist, wie soll das in Zukunft funktionieren?
Außerdem finde ich Elektro-Autos einfach auch viel zu teuer. Und es gibt einfach keine Gebrauchten, dafür ist die Technik viel zu jung. Aber generell würde ich es nicht ausschließen, eines Tages mit Strom unterwegs zu sein.

Silke Fechter

Grundsätzlich finde ich es sinnvoll, in der Stadt elektrisch unterwegs zu sein, also ohne Abgase und ohne Lärm, natürlich unter der Voraussetzung, dass der Strom komplett grün ist. Im Moment steht bei uns zwar kein Autokauf an, aber das nächste Auto wird wohl wieder ein Verbrenner werden. Das liegt ganz einfach daran, dass wir keine Möglichkeit haben, ein E-Auto zu laden – wir wohnen in der Stadt in einem Mehrfamilienhaus. Der nächste Ladepunkt ist für uns zu weit entfernt. Und was das öffentliche Laden betrifft, hört man vielfach, dass man dabei ganz schön abgezockt wird. Was mich zusätzlich abschreckt, ist die Tatsache, dass die Technik schnell veraltet, also dass man Gefahr läuft, mit einem solchen Auto schnell nicht mehr auf dem aktuellen Stand zu sein.

Stephan Kopp

Die Technologie von E-Fahrzeugen ist noch zu wenig ausgereift: zum einen sind die Reichweiten mit durchschnittlich 200 km noch zu gering, zum anderen ist die Ladeinfrastruktur in Deutschland deutlich verbesserungswürdig. Da ich auf dem Land lebe und hin und wieder längere Strecken zurücklege, muss mein Fahrzeug dafür ausgelegt sein. Wenn man dann noch die relativ hohen Anschaffungskosten eines E-Fahrzeugs betrachtet, kommt für mich als nächstes – wie auch die Male zuvor – nur ein klassischer Benzinmotor infrage, und da grundsätzlich ein Gebrauchtwagen. Und genau dafür gibt es noch keinen Markt, insofern kommt also nur ein Verbrenner in Frage.

Kirsten Friedrichs

Ja, mein nächster wird elektrisch – ich habe gerade meinen Diesel verkauft und den Leasing-Vertrag für einen E-Golf unterschrieben. So habe ich jetzt drei Jahre lang Zeit, die Elektromobilität auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. Wenn’s passt, dann löse ich den Wagen ab, wenn nicht, kann ich ihn einfach abgeben. Ich habe mich auch deshalb für den Stromer entschieden, weil ich umgezogen bin und nur noch zwölf Kilometer zur Arbeit fahre statt 40 – das passt von der Reichweite also gut. Das Auto kann ich bequem während der Arbeit laden. Insgesamt habe ich eine Reichweite von 190 Kilometern, in den Urlaub werde ich damit also nicht fahren, aber Urlaub ist in Corona-Zeiten ja eh ein schwieriges Thema.

Felix Bibow