Schlummernde Potenziale

Rund 18 Jahre alt ist der durchschnittliche deutsche Heizkessel – und hat damit seine besten Tage längst gesehen. Denn die technische Lebensdauer eines Heizsystems liegt bei rund 15 Jahren – spätestens dann sollten Eigentümer:innen über eine neue Anlage nachdenken. Je älter ein Kessel, desto weniger effizient arbeitet er für gewöhnlich. Und verbraucht deutlich mehr Energie als ­aktuelle Modelle. In Zeiten steigender Heizkosten lohnt es sich also, über eine Erneuerung nachdenken, zumal es selten so viel staatliche Förderung für neue Heiztechnik gab wie aktuell: Verbraucher:innen profitieren von einem Zuschuss von bis zu 45 Prozent der Bruttokosten – je nachdem, welcher Energieträger zum Einsatz kommen. So amortisiert sich eine Neuanlage schnell, auch dank der eingesparten Energie.

Hinzu kommt, dass uns seit 2021 eine zusätzliche Bepreisung der CO2-Emissionen ins Haus steht. Je mehr fossiler Brennstoff – also Erdgas bzw. Heizöl – in Ihrem Haushalt verbraucht wird, desto höher fällt die CO2-Steuer aus. Abhilfe schafft man auch hier am einfachsten mit einem neuen, effizienten System. Dabei gilt: Je klimaneutraler der Brennstoff, desto überschaubarer sind die Langzeitkosten für die Emissionen.

Fußbodenheizungen verteilen die Wärme gleichmäßig und dadurch besonders effizient. Foto: Uli Carthäuser / pixelio.de

Im Fokus: Klimaneutralität

Warum der Staat den Austausch alter Heiztechnik so großzügig unterstützt? Weil ein Großteil der Energie, die wir hierzulande verbrauchen, noch immer zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung aufgewendet werden. Wie anfangs beschrieben, ist ein Großteil der Heizanlagen veraltet, sodass ein enormes Einsparpotenzial in deutschen Heizungskellern schlummert. Erklärtes Ziel der Politik ist es, die klimaschädlichen Emissionen zu senken und Deutschland bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Das heißt: Ärmel hochkrempeln auch in Ihrem Keller!

Weil es viele verschiedene Möglichkeiten zum Heizen eines Gebäudes gibt, haben wir Ihnen hier die wichtigsten Systeme zusammengestellt. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie schonen die Umwelt, sparen langfristig Kosten, erhöhen den Wohnkomfort und nicht zuletzt den Wert Ihrer Immobilie.

  • Erdgas-Heizsysteme
    Gasheizungen sind die am meisten verbreiteten Heizsysteme in Deutschland. Sie arbeiten heutzutage ausschließlich mit Brennwerttechnik, deren Energieausbeute bei rund 95 Prozent liegt. Die hohe Effizienz liegt darin begründet, dass Gas-Brennwertkessel den bei der Verfeuerung des Gases entstehenden Abgasen ihre Wärme entziehen und sie in den Heizsystemkreislauf zurückführen. Die Abluft hat damit nur noch eine Temperatur von etwa 40 Grad Celsius.
    Die Gas-Brennwerttechnik ist längst ausgereift. Sie lässt sich sowohl in einer Etagenwohnung im Ein- und Zweifamilienhaus als auch als Zentralheizung in großen Mehrfamilienhäusern nutzen. Sie kann hervorragend mit erneuerbaren Energiesystemen wie thermischen Solaranlagen kombiniert werden. Moderne Brennwertkessel arbeiten leise und vollkommen geruchlos. Man kann sie praktisch überall im Haus oder der Wohnung installieren. Dabei kann man zwischen bodenstehenden Kesseln (mit viel Wasserinhalt) und wandhängenden Thermen (mit wenig Wasserinhalt) unterscheiden.
  • Wärmepumpen
    Eine Wärmepumpe nutzt die Wärme, die im Erdreich, im Grundwasser oder in der Luft vorhanden ist. Dazu entzieht sie der Außenluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser die Energie durch Wärmetauscher. Im Sommer lassen sich Wärmepumpen sogar sehr klimafreundlich zum Kühlen nutzen – fragen Sie Ihren Installateur! Es gibt drei Arten von Wärmepumpen:
    – Die Sole-Wasser-Wärmepumpe nutzt die Erdwärme, indem zuvor entweder eine Sonde oder ein Flächenkollektor im Erdreich installiert wurde, was mit entsprechendem Aufwand und Kosten verbunden ist. Dafür sind die Wärmeerträge aber auch recht stabil.
    – Eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe fördert das Grundwasser zur Wärmepumpe befördert, an die es seine Wärmeenergie abgibt. Anschließend wird es zurück ins Erdreich befördert.
    – Luft-Wasser-Wärmepumpe sind unkompliziert zu installieren und entziehen der Außenluft Energie – das funktioniert sogar bei Temperaturen bis minus 20 Grad.
    Außerdem auf dem Markt: Hybride Wärmepumpen, also Heizungsanlagen mit einer elektrischen Wärmepumpe, die mit einem weiteren Wärmeerzeuger und einer elektronischen Steuerung kombiniert werden. Sie eignen sich sowohl für den Einsatz im Neubau als auch im Bestand. Falls eine Wärmepumpe die benötigte Heizleistung nicht ganzjährig allein zur Verfügung stellen kann, springt der zweite Wärmeerzeuger – Holz, Erdgas oder Solarthermie – ein.

    Wenn jetzt die Temperaturen fallen, rücken Heizungen wieder ins Zentrum des Interesses. Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

  • Solare Heizsysteme
    Bereits seit vielen Jahren werden Solarthermie-Kollektoren als Ergänzung zu Heizsystemen eingesetzt. Dabei wird Sonnenlicht in Wärme – zum Heizen oder zur Warmwassererzeugung – umgewandelt. Das spart zum einen teure fossile Brennstoffe, zum anderen profitiert das Klima, da keine CO2-Emissionen entstehen.
    Die Anlagen werden vielfach mit anderen Wärme­erzeugern – wie beispielsweise Wärmepumpen, Gas- oder Ölbrennwertthermen oder auch Holzkesseln – kombiniert. Denn diese Energieträger sind recht teuer, sodass sich die Solarthermieanlage dann schneller amortisiert. Im Solarkollektor wird ein sogenannter Absorber von der Sonne erhitzt, der seine Energie wiederum über einen Wärmetauscher an den Trinkwasser- oder Heizungs­speicher weitergibt.
  • Heizen mit Holz
    Als nachwachsender Rohstoff nimmt Holz beim Wachsen die Menge an CO2 auf, die es beim Verbrennen wieder freisetzt. Das macht diesen Energieträger so umweltfreundlich.
    In Ein- und Zweifamilienhäusern kommen meist Holzpellets, seltener Stückholz, zum Einsatz. Holzpellets werden aus Holzabfällen wie Sägemehl gefertigt und vom Silo direkt zum Kessel gefördert und verbrannt – und das vollautomatisch und je nach Heizbedarf. Pelletkessel können als Zentralheizung die komplette Raumwärme- und Warmwasserversorgung gewährleisten. Sie sind inzwischen auch als Brennwertgeräte erhältlich, was ihre Energieeffizienz noch einmal steigert.
    Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich Zusatzheizungen wie Kamine und Öfen, die das Heizsystem in der kälteren Jahreszeit unterstützen.
  • Kraft-Wärme-Kopplung
    Bisher haben Heizungen aus Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas Wärme erzeugt. Doch da geht noch mehr: Die sogenannte stromerzeugende Heizung, vielen auch als Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bekannt, erzeugt zunächst Strom, wobei als Nebenprodukt Wärme entsteht. Konventionelle Kraftwerke geben diese Wärme vielfach ungenutzt an die Umwelt ab. Die Kraft-Wärme-Kopplung nutzt diese Wärme, um Heizungen zu betreiben und Warmwasser aufzubereiten. Betreiber:innen schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe, was die Energiekosten stark senkt. Wer dabei einen Stromüberschuss erzeugt, kann diesen ins Netz einspeisen und erzielt damit
    Gewinne. Auch das Klima gewinnt: Das System weist
    einen Gesamtwirkungsgrad von rund 95 Prozent
    auf. Wird der selbst erzeugte Strom auch selbst genutzt, so senkt der KWK-Einsatz nicht nur die Heizkosten, sondern gleichzeitig auch nachhaltig die Stromkosten. Die meisten Mikro-KWK-Anlagen arbeiten mit Verbrennungsmotoren.
  • Öl-Heizsysteme
    Moderne Öl-Brennwertheizungen nutzen quasi die komplette, im Öl enthaltene Energie und erreichen damit Wirkungsgrade bis zu 98 Prozent. Gleichzeitig kann eine Öl-Brennwertheizung auch zusammen mit erneuerbaren Energien eingesetzt werden: Viele Geräte lassen inzwischen eine Beimischung von bis zu zehn Prozent flüssiger Biomasse zu.
    Öl-Brennwertkessel lassen sich gut mit thermischen Solaranlagen kombinieren. Im Sommer kann der Brennwertkessel häufig sogar komplett abgeschaltet werden, da die Solaranlage das Warmwasser alleine erwärmt.
  • Elektrische Heizsysteme
    Mit einem recht hohen Stromverbrauch eignen sich elektrische Heizsysteme selten als alleiniges Heizsystem, sondern sind vor allem als Zusatzheizungen in Badezimmern bzw. als Durchlauferhitzer für die Erzeugung von Warmwasser im Einsatz. Die früheren Nachtspeicheröfen dürften inzwischen ihr technisches Lebensalter erheblich überschritten haben. Wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, könnte dieses System eines Tages sogar sein Comeback feiern.

rk